Schon seit November 2010 besteht kein Zweifel mehr: Winterreifen sind bei entsprechenden Witterungsbedingungen für alle Kraftfahrzeuge Pflicht. Obwohl das Thema bereits heiß diskutiert wurde, lässt es nach wie vor viele Zweiradtreiber kalt. Das kann teuer werden. 40 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg sind fällig, wenn man ohne ausgewiesene M+S-Bereifung erwischt wird. Wird man zusätzlich als Verkehrshindernis eingestuft, verdoppelt sich die Buße!
Größtes Manko dieser Regelung: Es gibt mit Conti, Metzeler, IRC und Heidenau gerade mal vier Hersteller, die überhaupt passende Gummis mit M+S-Kennzeichnung oder Schneeflocken-Symbol für Zweiräder anbieten. Dabei sind es vor allem Roller, die gerne im Ganzjahreseinsatz gefahren werden, sowie Enduros, die gemäß der StVO bestückt werden können. Das Gros der Biker aber darf „bei Schneeglätte, Schneematsch, Reifglätte oder Glatteis“ – so die entsprechende Formulierung – kein Rad vor die Tür setzen – mangels Angebot.
Nun sind solche Witterungsbedingungen eh nicht dazu angetan, Motorradfahrer ins Freie zu locken. Blöd nur, wenn man vor allem in der Übergangszeit (Spätherbst, Frühjahr) morgens zu einer vermeintlich sonnigen Tour aufbricht und am Nachmittag von winterlichen Wetter überrascht wird. Und wem ist genau das gerade in den Alpen nicht schon mal passiert? Selbst im Sommer können solche Wetterumschwünge auftauchen. Praktisch bedeutet die Regelung, dass das Motorrad unverzüglich abgestellt werden muss. Wie man dann nach Hause kommt, hat natürlich beim Gesetzgeber wieder mal niemand bedacht.
Es gibt noch eine ganze Anzahl solcher Grenzfälle und Grauzonen, die uns Motorradfahrer wie so oft im Unklaren darüber lassen, was in solchen Fällen zu tun ist. Fragt sich bloß: Sind die vielen Bundestags-Biker, die einmal jährlich gerne medienwirksam auf große Tour gehen, allesamt Schönwetterfahrer? Oder wie sonst ist zu erklären, dass diese StVO-Änderung angenommen wurde, ohne dass sich auch nur ein Hauch von Widerspruch regte?
ALPENTOURER-Tipp: Bei unsicherer Wetterlage erstmal das Motorrad in der Garage lassen, den Telefonhörer in die Hand nehmen und dem Bundestagsabgeordneten Eures Vertrauens so richtig den Marsch blasen!