Mit neuen Planspielen zur Zukunft des defizitären Autozugs nimmt die Bahn Motorradfahren die Hoffnung, auch weiterhin auf Langstrecken einigermaßen bequem ans Ziel zu kommen. Konkret geht es darum, den Transport von Fahrzeugen auf die Straße zu verlegen, während die Fahrgäste mit Nachtzügen an ihr Ziel befördert werden. Da sich solche Autotransporter für die Mitnahme von Motorrädern aber nun einmal gar nicht eignen, müssen sich Motorrad-Reisende spätestens mit Abschluss des Sommerfahrplans 2014 nach Alternativen umsehen.
Bis dahin soll, so jedenfalls die Auskunft der Bahn, das Motorrad-Angebot noch bestehen bleiben. Buchbar sind die sommerlichen Verbindungen jedenfalls für Zweiräder. Doch zum Ende der kommenden Saison läuft auch die Lebenszeit vieler der schon längst veralteten Waggons endgültig ab. Bereits in der Vergangenheit gab es immer wieder Probleme mit dem Wagenmaterial. Kapazitätsengpässe in den Werkstätten sowie fehlende Ersatzteile sorgten für verkürzte Züge oder gar Totalausfälle auf manchen Strecken. Nicht zuletzt deshalb ist das Autozug-Streckennetz in den letzten Jahren auch immer weiter geschrumpft.
Den teilweise horrenden Forderungen anderer europäischer Bahngesellschaften für die Streckennutzung sind allerdings auch einige attraktive Ziele zum Opfer gefallen. Rijeka in Kroatien scheiterte trotz Regierungsintervention an den absurden Gebühren der slowenischen Nachbarn für die Durchfahrt, Frejus in Frankreich an einer von der SNCF vorgegebenen, völlig inakzeptablen Trassenführung.
Probleme sind weitgehend hausgemacht
Dennoch: Die eigentlichen Probleme der seit Herbst wieder zum Mutterkonzern gehörenden und ihrer Selbstständigkeit beraubten DB Autozug GmbH sind hausgemacht. Fehlende Investitionen in den Fuhrpark und daraus resultierende Kompensationszahlungen an verärgerte Kunden machten aus dem zu besten Zeiten mehr als 70.000 Motorräder transportierenden Unternehmen einen permanenten Verlustbringer. Und mit dem auf ein Minimum eingedampften Streckennetz konnten sich zum Schluss auch nur noch gut 25.000 Biker in einer Saison anfreunden.
Doch auch diese werden jetzt Alternativen benötigen. Die bereits im Probelauf befindlichen Lkw-Shuttle, die wohl vom Logistikunternehmen DB Schenker operiert werden, eignen sich nur für den Pkw-Transport – denn da kommen die Trucks schließlich her, sind sie doch ansonsten für die Zustellung von Neuwagen zahlreicher Automobilhersteller unterwegs. An eine sichere Verzurrung von Motorrädern ist auf diesen Plattformen aber nicht zu denken.
Alternativen müssen her
Vom Niedergang des Autozugs profitierten neue Angebote, etwa die in Leverkusen ansässige Bikertransit. Das Konzept, einen eigens zu diesem Zweck umgerüsteten Transporter, fahrbar mit Pkw-Führerschein, zu mieten und damit bis zu vier Motorräder und sechs Personen bequem ans Wunschreiseziel zu bringen, ging auf. Vor gerade drei Jahren mit einem Fahrzeug gestartet, rollen jetzt bereits 30 Bikertransits als Miettransporter vornehmlich zwischen Deutschland, den Alpenländern und den Pyrenäen hin und her. Doch auch diese Zahl ist längst zu gering, um den Bedarf zu decken. 50 bis 100 Fahrzeuge müssten es schon heute sein, damit ein flächendeckendes Angebot logistisch operabel und auch profitabel sein könnte.
Inhaber Guido Köppen setzt auf einen Wechsel in der Finanzierungsstruktur des Unternehmens und stellt gleichzeitig die Weichen für die Unternehmensvision, mittelfristig ganz Europa durch Vermietstationen und spezielle Fahrtrouten zu vernetzen. Dazu bietet Bikertransit seit einiger Zeit privaten Investoren die Möglichkeit, sich mit einem Investment auf Kilometerbeteiligung an der Finanzierung zusätzlicher Fahrzeuge und einem permanenten Flottenausbau zu beteiligen.
Das wird auch bitter nötig sein, denn wenn nur zehn Prozent der Autozug-Motorradkunden auf den Bikertransit wechseln wollten, wären das mehr als 800 zusätzliche Fahrzeugbuchungen – oder drei Mal so viel, wie in diesem Jahr abgewickelt werden konnten!
Neue Shuttle-Strecken als Lösung
Doch selbst das Angebot der rührigen Leverkusener würde nicht annähernd ausreichen, um die Motorrad-Kunden des Autozugs bedienen zu können. Hier muss ein ganz neues Konzept her, für das am besten mehrere Unternehmen an einem Strang ziehen. ALPENTOURER sieht den Hauptbedarf auf den “Rennstrecken” zwischen Düsseldorf, Hamburg und Berlin nach München, Innsbruck sowie Villach. Unsere Idee: Moderne Reisebusse nehmen heutzutage 50 Personen komfortabel auf. Gleichzeitig können Sattelschlepper, die schon heute etwa Motorräder der Hersteller und Importeure zu den Händlern trucken, rund 40 Maschinen gleichzeitig laden. Kombiniert man diese beide Optionen und baut daraus einen Regelverkehr zwischen den genannten Orten, ließe sich ein regelmäßiger “Bikershuttle” für einige tausend Kunden zumindest zwischen März und Oktober etablieren.
Gesucht sind also Busunternehmer und Speditionen, die das Potential von mindestens 25.000 enttäuschten Bahnkunden erkennen und gemeinsam an unserem Grundkonzept feilen. Kennt jemand solche Unternehmer mit Weitsicht? Dann her mit den Namen! Gerne übernimmt ALPENTOURER die Moderation zwischen den Interessenten.