Solo nach Enduristan

31_05_2014_hageman_yamaha_bolt_08

Bisher war mir die ganze Customizer-Szene einfach nur suspekt. Gebe ich unumwunden zu. Motorräder umbauen, so dass sie kaum noch ihrem eigentlich Zweck, dem Fahren, dienen können – was soll das? Doch es geht auch anders. Und ich habe ein Custom-Bike entdeckt, dass mein Bikerherz im Sturm erobert hat.

Der Schöpfer dieser Schönheit ist Greg Hageman, der in den USA schon einen gewissen Ruf hat und sich besonders mit der Verwandlung aktueller Yamaha-Modelle hervortut. Was bei uns in Europa als Yamaha XV950 vor sich hin choppert, läuft in den Staaten sogar unter eigener Markenflagge, nämlich Star. Und die Baureihe heißt dort Bolt. Die 2014er Star Bolt 950 wurde zur Ausgangsbasis für ein Scrambler-Projekt, mit dem sich Hageman nicht einmal hinter Ducatis aktuellem Neuansatz verstecken muss, das gerade auf der EICMA zum „schönsten Bike der Show“ gekürt wurde.

Im Sommer 2014 fragte nämlich Yamaha USA bei zwei Handvoll Customizern an, ob sie sich nicht eben dieses Modells annehmen würden. Während die Bastler-Elite mit reichlich Geld- und anderen Hilfsmitteln an ihren Vorstellungen einer umgebauten 950er schraubten, hatte Greg nur eines im Sinn: Er wollte einen Kit entwickeln, der später für kleines Geld andere an seinem Traum teilhaben lassen könnte. Also nahm er sich eine Ikone seiner Kindheit, die Enduro DT400, als Vorbild.

Mittels Hilfsrahmen, geändertem Heckabschluss und einer Solo-Sitzbank sowie den Startnummer-Schildern an der Seite lässt sich der wesentliche Teil seines Umbaus bereits realisieren. Als Bausatz kosten diese Elemente aktuell unter 1.000 Dollar! Etwas mehr ins Geld gehen da schon die Speichenräder, vorne 18 hinten 17 Zoll. Die Auswahl ist, auch bei uns in Europa, groß. Als Bereifung dienen aktuelle TKC80 von Conti. Die machen nicht nur optisch was her, sondern versetzen den mit knapp 80 Nm durchzugsstarken V2 in die Lage, auch auf unbefestigtem Grund für Spaß zu sorgen.

Weitere Elemente lassen sich im schier unübersichtlichen Zubehörhandel finden – und anpassen. So etwa der Motorschutz, das Lampengitter, die Leuchten und Blinker am Heck und einige weitere Details. Der Auspuff übrigens entstand aus Originalteilen in kreativer Feinarbeit.

Am Ende erschuf Greg ein Motorrad, das seine Treiber als wunderschönes Solisten-Bike über Straßen und Trampelpfade nach Enduristan entführt. Ein Motorrad, wie ich es bitte sofort in den Verkaufsräumen freundlicher Yamaha-Händler sehen möchte. Oder wenigstens bald – und das zu einem fairen Preis, denn die Basis von Yamaha ist mit 8.595 Euro angemessen bewertet. Greg hat bei seinem Projekt nämlich auch darauf geachtet, dass sein „Goldstück“ nicht nur alltagstauglich, sondern bezahlbar bleibt… Haben wollen!

Mehr Infos zum Projekt

Die rot-weiße Version ist ein Kunden-Motorrad, die goldene Variante ist Gregs Beitrag zum Yard Built-Wettbewerb von Yamaha, mit dem er eine weltweite Fan-Gemeinde überzeugen konnte und am Ende bei der Publikumsabstimmung gewann. Fotografisch eindrucksvoll in Szene gesetzt von Erick Runyon.

2 Kommentare

  1. Für alle die das Original der Tanklackierung noch aus den 80ern kennen.
    Da kann man doch nicht wiederstehen, einfach gelungen ohne Ausnahme.

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