Gut 300 Kilometer waren es am nächsten Tag, der uns an den nördlichsten Punkt unserer Reise brachte. Zunächst ging es nach Donegal und von hier aus zum Slieve League, der höchsten Klippe der Insel. Für uns ist es mit das schönste Küstenstück, welches man in Irland entdecken kann. Lasst Euch übrigens von dem geschlossenen Gatter am Hauptparkplatz nicht irritieren: Ihr dürft mit dem Motorrad ganz nach oben fahren. Öffnet das Tor einfach (aber schließt es hinter Euch wieder…).
Auch für den Rest des Tages stand das erstaunliche Naturerlebnis im County Donegal im Vordergrund, allerdings auch ein kleiner, schmaler, kurviger und mehr als steiler Streckenabschnitt, der von den Fahrern starke Nerven forderte. Beruhigt wurden diese beim Anblick der Sandstrände. Mehr als einer ließ es sich nicht nehmen, geschwind aus den Motorradklamotten heraus und in Badeklamotten hineinzuschlüpfen, um das wirklich nicht sehr kalte Nass zu testen. Besonders drollig: Die hier grasenden Kühe hatten auch Lust auf Strand und Meer – ein mehr als ungewohnter Anblick! Nach vielen weiteren Aaahs und Ooohs erreichten wir am Abend dann das Letterkenny Court Hotel.
Die Abfahrt am nächsten Morgen verzögerte sich etwas, weil zwei Teilnehmer sich Nägel in die Reifen eingefahren hatten und diese noch in der örtlichen Werkstatt geflickt werden mussten. Außerdem hatte Cheffe am Abend eine Abstimmung einberufen und die Mehrheit entscheiden lassen: Es sollte nun nicht wie geplant direkt nach Dublin gehen, denn die Truppe hatte Lust auch Nordirland zu entdecken.
Gesagt, getan. Zunächst ging es nach (London-)Derry, wo wir uns im Stadtteil Bogside die „Murals“ (Wandgemälde) anschauten. Sie erzählen von den Unruhen während der Nordirland-Konflikte, die hier besonders heftig tobten. In die Geschichte eingegangen ist unter anderem der „Bloody Sunday“. Kontrastreicher hätte der nächste längere Stopp kaum ausfallen können: Giant’s Causeway, das sagenumwobene UNESCO-Kulturerbe wurde nun besichtigt. Etwas glitschig war der Spaziergang auf den berühmten Steinformationen, denn tatsächlich: An diesem Tage fieselte es ein wenig. Wir konnten es kaum glauben. Die Fahrt entlang der Antrim Coast ganz im Nordosten des Landes war nichtsdestotrotz mehr als sehenswert!
Nordirland einen Besuch abzustatten ohne die Hauptstadt Belfast zumindest zu streifen, wäre undenkbar. Daher machten wir am späten Nachmittag zumindest im Hafen-Viertel kurz Halt. Dort kann man sich seit 2012 in dem schon alleine von Außen mehr als sehenswerten „Titanic Belfast“ mit der Geschichte des tragischen Unglücksschiffes befassen. Dieses wurde 1911 genau hier vom Stapel gelassen, bevor sie nur ein Jahr später so spektakulär sinken sollte.
Den letzten Teil der Strecke absolvierten wir auf der Autobahn, denn wir wollten uns am Abend das Essen im Castle Hotel, dem ältesten Hause Dublins, keinesfalls entgehen lassen. Das Hotel sollte für zwei Nächte unser Heim auf Zeit sein und für den nächsten Tag hatten die Teilnehmer die Qual der Wahl: Dublin auf eigene Faust oder gemeinsam mit Cheffe das bergige Hinterland von Dublin erkunden. Das Ergebnis: Sechs spazierten durch Dublin, fünf fuhren wieder Motorrad. Bei ersten stand Shopping, Kultur, Sightseeing unter anderem mit einem Besuch von Guinness und Temple Bar auf dem Programm, der Rest genoss dagegen die tollen Straßen in den Wicklow Mountains und die vermutlich besten Fish & Chips der ganzen Insel.
Am nächsten Morgen hieß es dann auch schon wieder Abschied nehmen von Irland: Pünktlich um 8.05 Uhr legte die Ulysses von Irish Ferries am Dubliner Hafen ab und brachte uns in dreieinhalb Stunden nach Holyhead. Damit waren wir zurück in Wales, diesmal in seinem nördlichen Teil. Hier nahmen wir uns zunächst die Stadt mit dem unaussprechlichen und längsten Ortsnamen der Welt vor: Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch. Ganz ehrlich? Genau dies ist im Grunde das einzig erwähnenswerte an dem Örtchen. Mehr als einen Fotostopp lang hielten wir uns demnach nicht auf, denn wir brauchten noch viel Zeit für wirklich Spektakuläres: die Traumstrecken in und rund um den Snowdonia National Park. Da wir nicht genug von ihnen bekommen konnten, nahmen wir sie von vorne und von hinten, von rechts und von links. Es war einfach zu schön!
Nach dem Auf und Ab in den Bergen gab es am späten Nachmittag schließlich noch ein Hin und Her entlang der wilden walisischen Küste. Dabei nahmen wir durchaus ein paar Umwege in Kauf, um uns einige der pittoresken Küstenstädtchen anschauen zu können. Übernachtet wurde dann im Dovey Inn in Aberdyfi.
Unsere letzte walisische Etappe blieb mit knapp 250 Kilometern eine zum Entspannen. Es gab wieder viel Landschaft und sehr hübsche Städte zu sehen. Aberystwyth war eine davon. Die quirlige Universitätsstadt an der Irischen See hat eine der schönsten viktorianischen Promenaden der Britischen Inseln zu bieten. Von hier aus zog es uns ins Landesinnere, zu einer teuflischen Brücke (der Devil’s Bridge) aber auch erneut in den Brecon Beacons National Park (wie schon zu Beginn der Leserreise). An dessen Südende wartete in Penderyn dann endlich die gleichnamige Whisky-Distillery auf uns. Nach dem Einkaufen der einen oder anderen Flasche schlüpften wir zum Abschluss des Tages noch durch ein paar Täler, bevor es zum Tagesziel nach Cardiff und ins dortige Mercure Holland House ging.
Dort angekommen, mussten wir uns durch gefühlte Tausend mehr oder minder hübsche, aber sehr aufgetakelte Models jedes Alters quetschen – eine örtliche Modenschau wurde gerade in dem Hotel durchgeführt, was zu einem Spektakel auswuchs und uns ein fast einstündiges Check-In bescherte. Dadurch kamen wir viel zu spät zu unserem Abendessen im „Y Mochyn Du“ an. Es handelt sich dabei um einen der beliebtesten Biergärten der walisischen Hauptstadt – entsprechend voll (und laut) ging es dort dann auch zu. Die örtlichen Spezialitäten brachten uns die Lebensgeister aber schnell zurück.
Der nächste Morgen, ein Samstag und der letzte Tag auf der britischen Insel – brach an. So viel Glück wir in der ersten Hälfte der Reise mit dem Wetter hatten, so viel Pech hatten wir nun: Es regnete in Strömen und wollte so gar nicht mehr aufhören. Die gute Laune ließen wir uns davon nicht vermiesen und fuhren dennoch durch die hier recht langweilige englische Landschaft, die dafür mit manch sehenswertem Städtchen gesegnet ist – die wir Regen hin, Regen her trotzdem besichtigten. Uns hetzte schließlich auch keiner, denn die Einschiffung auf die Fähre von Stena Line war erst ab 20 Uhr möglich.
In aller Ruhe kamen wir schließlich an unserem Ausgangspunkt in Harwich wieder an, genossen das letzte gemeinsame Abendessen auf der Fähre, bevor sich am nächsten Morgen in Hoek van Holland die Gruppe wieder auflöste.
Uns hat es viel Spaß gemacht – den Teilnehmern wie Ihr auf den Fotos vielleicht erahnen könnt ebenso! Und Euch? Seid Ihr in 2015 auch mit dabei? Wir würden uns sehr freuen! Die genauen Daten für die Leserreisen 2015 geben wir Euch spätestens im Herbst hier im ALPENTOURER-Portal, im Magazin sowie auf der INTERMOT 2014 in Köln bekannt.