Eines der schönsten Motorräder, das in letzter Zeit auf den Markt gekommen ist, hört auf den etwas sperrigen Namen Desert Sled – Wüstenschlitten. Ducati stellt damit einen Scrambler auf die feinen Speichenräder, der auf Anhieb jedem gefällt. Das Design ist eine Verbeugung vor der altehrwürdigen Yamaha XT 500 und zusätzlich ein Verweis auf die alten Scramblermodelle mit dem schönen Chromtank der Baureihe ab 1968.
Die Entwickler nahmen sich der guten Scrambler-Basis an, verstärkten den Rahmen und spendierten einen konifizierter Alulenker mit Querstrebe sowie ein neues, voll einstellbares Kabaya-Fahrwerk mit satten 200 Millimetern Federweg vorne und hinten. Das hohe Frontschutzblech könnte original aus dem XT 500-Teileregal sein. Die etwas harte Sitzbank wirkt eh wie aus den 1970ern entsprungen. Die Gold eloxierten Speichenfelgen und das Lampenschutzgitter sehen einfach umwerfend aus.
Noch stabiler auf der Straße und im Gelände
Kurzbeiner wie ich haben auf der Desert Sled mit satten 860 Millimetern Sitzhöhe keinen vollständigen Bodenkontakt, aber trotzdem ist der Scrambler handlicher, als die Daten es hergeben. Dazu mag auch die leicht verlängerte Schwinge beitragen, denn insgesamt wirkt dieser „Wüstenschlitten“ noch stabiler – und zwar auf der Straße wie auch im Gelände – ohne dabei seine Leichtigkeit zu verlieren.
Einmal in Fahrt vermittelt die Ducati einen unglaublichen hohen Spaßfaktor. Der Euro-4-Motor schöpft aus 803 Kubikzentimetern 73 PS Leistung sowie 67 Nm Drehmoment. Das ist in jeder Situation absolut ausreichend. Freunde der kernigen Töne werden hier zwar noch nachbessern wollen, wir finden aber gerade den „unkrawalligen“ Auftritt eher angenehm. Der vom Hersteller angegebene Verbrauch ist mit 5,1 Liter/100 km realistisch, wenn man nicht dauerhaft am Gas reißt. Der 13,5 Liter fassende Tank setzt dann der Reichweite ein recht frühes Ende.
Reifen ohne Fehl und Tadel
Die exzellente Bereifung mit den extra für diesen Scrambler entwickelten Pirelli Scorpion Rallye STR ist neu und preisverdächtig. Wie Pirelli es geschafft hat einen groben Reifen auf den Markt zu bringen, der eine bessere Haftung aufweist, als viele der teuren Straßen- und Allround-Modelle, das würden wir gern mal erfahren. Wir konnten weder auf trockener noch auf nasser Straße irgendwelche Mängel finden, sogar die Grenzen der Physik scheinen mit diesem bis deutlich auf Kante fahrbaren Pneu aufgehoben.
Insgesamt wurde die Desert Sled mehr auf Geländeeinsatz getrimmt. Dort kann man sie auch mit reichlich Grinsen im Gesicht bewegen. Wenn man sich von der harten Sitzbank erhebt, möchte man stundenlang mit ihr über Schotterpässe wandern. Nicht gebaut ist sie natürlich für die Langstrecke, obwohl sie selbst auf der Autobahn keinen Leistungsmangel hätte.
Für Ausflüge am Wochenende, Ausritte auf unbefestigten Wegen – und sogar längere Solo-Reisen – ist sie allerdings perfekt. Das sieht auch der Zubehörmarkt so, der bereits etliche stylische und sehr gut passende Gepäcklösungen für die Ducati Scrambler Desert Sled anbietet.
Der Grundpreis von 10.990 Euro (in D) mag manchem für ein Mittelklasse-Motorrad der eher nackten Art hoch vorkommen. Der Coolness-Faktor des besten XT-500-Nachfolgers aller Zeiten ist aber unbezahlbar. Bleibt nur die Frage: Warum hat Yamaha dieses Motorrad nicht gebaut?
Gefällt mir echt gut, die neue Desert Sled, aber der Preis ist tatsächlich unverschämt. Deutlich unter 10 TEUR wären angemessen und zumindest eine kleine Gepäckbrücke für die Gepäckrolle kann man erwarten. Dennoch: Hübsches Motorrad.
Na ja, die DS als XT500 Nachfolger zu bezeichnen ist wohl nur Ergebnis schlechter Recherche. Tatsächlich gab es die DUCATI Scrambler ein Jahr früher (1975) als die, 1976 in Marakesch vorgestellte XT500. Generell hab ich den Eindruck, dass euer Journal etwas oberflächlich und komerziell (werbeorientiert) umgesetzt ist. Klar, Werbung bringt das benötigte Geld. Aber das zwingt ja nicht dazu, Stammtischweisheiten weiter zu tragen.
Die Ducati als Nachfolger der XT500 einzuordnen hat nichts mit dem Erscheinungsjahr der Vorgänger zu tun. Die Desert Sled ist optisch derart an die UR-XT angelehnt, dass ein solcher Vergleich durchaus Sinn macht. Da muss man nicht recherchieren, sondern nur genau hinsehen. Lenker, Tankform und -farbe, Sitzbank – alles Stilelemente, die viel näher an der Yamaha, als an den eigenen Vorbildern angelehnt sind. Die Desert Sled ist die Retro-Enduro, die Yamaha nicht gebaut hat. Dort hat man es lieber mit der Umwandlung eines Cruisers in einen XT-Lookalike versucht. Mit bescheidenem Erfolg, während die Ducati den Nerv der Kunden getroffen hat. Wo wir da kommerzielle Interessen verfolgen, können wir auch nicht nachvollziehen. Ebensowenig wie den generellen Vorwurf, uns an Werbung zu orientieren. Wäre das so, dürften wir wohl nur noch über orangefarbene Motorräder berichten. Wessen Recherche weist hier also Mängel auf?
Hallo Alpentourer,
mir gefällt euer Blog recht gut. Das die Ducati tatsächlich vor der XT auf dem Markt war, wusste ich auch nicht. Ist ja auch schon eine Weile her. Kann ja mal passieren.
LG
Manu