Fahrbericht: Ducati Monster

Die Diva aus Bologna durfte sich auf Tour beweisen – und das tat sie auch

» 20211022 ducati1

Mächtig Wirbel gab es um die neue Ducati Monster, als das neue Modell Ende 2020 vorgestellt wurde. Eine Monster ohne den markanten Gitterrohrrahmen? Sicherlich ein mutiger Schritt seitens Ducati – der bewusste Stilbruch mit dem seit 30 Jahren bestehenden Design. Aber die Zahlen der „Neuen“ sprechen für sich: Ganze 18 kg weniger wiegt die Diva aus Bologna mit dem neuen Rahmen aus Aluminium. Zusätzlich gibt es jede Menge technische Features, die aufhorchen lassen. Dazu gehören das serienmäßige Kurven-ABS, Fahrmodi, Traktions-, Launch- und Wheelie-Kontrolle, sowie der Ducati Quick Shift (hoch und runter).

Letzterer ist eine wahre Wohltat, da sich die hydraulische Kupplung auf Dauer nicht gerade unterarmschonend betätigen lässt. Es gibt eben auch immer noch ein bisschen Tradition in der radikalen Neuauflage des italienischen Klassikers. Optisch finden sich dort auch der Tank in Bisonrückenform mit sinnvoll platzierten Aussparungen für die Knie und der runde Scheinwerfer wieder, den Ducati mit moderner LED-Technik ausgerüstet hat. Besonders das Tagfahrlicht, das den Scheinwerfer umrahmt, sorgt immer wieder für neugierige Blicke.

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Die Monster räubert Kurven wie keine Zweite

Auch abgesehen davon hat sich die Monster verändert, man könnte fast meinen sie ist erwachsen geworden, was aber nicht bedeutet, dass der Fahrspaß und ihr italienischer Charakter darunter leiden würden. Eher trifft das Gegenteil zu, denn durch das neue Fahrwerk, die bequemere Sitzposition und den angepassten Lenkkopfwinkel sitzt es sich auf den langen Tagestouren durch das französische Hinterland nicht nur deutlich entspannter. Die Monster räubert auch Kurven wie keine Zweite, bleibt ihrer Linie immer treu, ist aber trotzdem offen für Korrekturen.

Vor allem bei schnellen Wechseln, wie sie die zahlreichen Pässe der französischen Pyrenäen bieten, gibt es dank kürzerem Radstand keinen Anflug von Schwerfälligkeit mehr. Flink und agil eilt die Duc umher und fügt sich dabei leichtfüßig den Lenkimpulsen. Ist der Kurvenrausch vorerst vorbei, gibt der Testastretta mit seinen nun 937 Kubik auf der Geraden ordentlich Vorschub und zaubert ein Lächeln unter den Helm. Erst bei höheren Drehzahlen fühlt sich die Monster richtig wohl, allerdings lässt es sich auch bei niedrigeren Geschwindigkeiten in höheren Gängen ruckelfrei cruisen.

Dazu helfen auch die drei Fahrmodi „Sport“, „Touring“ und „Urban“. Letzterer drosselt die Leistung auf 75PS, im Sport-Modus hingegen ist die Gasannahme am direktesten. Mit ein bisschen Übung klappt die Umstellung des Modus im Menü, das zwar aufgeräumt wirkt, aber nicht das bedienerfreundlichste ist.

Für unsere Tour durch Frankreich fühlen wir uns im Sport-Modus oft am besten aufgehoben – außer wir kommen mal wieder auf eine dieser Straßen in den Cevennen, die notdürftig mit Schotter „geflickt“ werden. Wenn dann noch nicht einmal ein Warnschild aufgestellt ist, kommt man schon mal in voller Fahrt auf losen Kies, was sich die Maschine jedoch überhaupt nicht anmerken lässt. Die Kombination aus den Pirelli Diablo Rosso III zusammen mit dem Fahrwerk, das viele Unebenheiten weg bügelt, sowie der einstellbaren Traktionskontrolle lässt sich die Monster selbst von derart widrigen Bedingungen nicht beeindrucken.

Gesucht haben wir sie, viele gefunden haben wir nicht: die Wermutstropfen. Nennenswert ist da eigentlich nur der knapp bemessene 14-Liter-Tank und das nicht sonderlich monstermäßige Geräusch beim Starten des Motors. Im Fahrbetrieb bleibt der Sound zwar umweltverträglich, beschert dem Fahrer aber eine angenehm dumpfe Soundkulisse. Auch die Traditionalisten dürfen sich freuen, denn die Monster kommt noch immer mit eingebauter Sitzheizung. Der V2 heizt dem Fahrer ordentlich ein – natürlich gerne bei 35 Grad im Schatten und trotz Wasserkühlung. Aber so eine Monster steht nun mal nicht gerne an der Ampel, sondern will lieber richtig gefahren werden – ganz wie es sich für eine echte Diva gehört. ducati.com


Motor

Testastretta 11°, Flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Viertakt-Motor in L-Form, Hubraum 937 cm3, Leistung 82 kW (111 PS) bei 9250 U/min, max. Drehmoment 93 Nm bei 6500 U/min, 6-Gang-Getriebe, Kettenantrieb, desmodromische Ventilsteuerung

Fahrwerk

Vorne: Upside-Down Gabel, Ø 43 mm, Federvorspannung einstellbar
Hinten: Aluminium-Zweiarmschwinge, Monofederbein, Federvorspannung einstellbar
Reifen vorne: 120/70-R17, Pirelli Diablo Rosso III
Reifen hinten: 180/55-R17, Pirelli Diablo Rosso III

Bremsen

Vorne: Doppelscheibenbremse 320 mm mit radial montierter Brembo Vierkolben-Bremse, Kurven-ABS
Hinten: Scheibenbremse 245mm mit Doppelkolben-Schwimmsattel, Kurven-ABS

Maße und Gewicht

Radstand 1474 mm, Federweg v/h 130/140 mm, Sitzhöhe 775-820 mm, Gewicht vollgetankt 188 kg, Tankinhalt 14 l, Testverbrauch 5,0 l/100 km

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Ein Kommentar

  1. Die Monster mit dem 937 ist sicher eine technische Ansage zu den Dinosauriern in ihren Gitterrohrrahmen. Sie ist ganz bestimmt eine technisch deutliche Weiterentwicklung zur Vorgängerin. Aber ich finde sie auch ein wenig langweilig. Selbst wenn sie alles besser kann, als die alten Monster, sie schwimmt in der Masse der konkurrierenden Naked Bikes mit. Sie kann vieles gut, aber das können andere auch. Nur den Motor finde ich bemerkenswert.
    Doch alles in allem hat die Monster von ihrem alten Charme verloren. So ist das nun einmal. Tempus fugit. Und so fühle ich mich weiter mit meiner alten 695er wohl. Wissend um ihre Schwächen, wie die fehlende Beweglichkeit, die zu lange Übersetzung und ihren bockigen Charakter.

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