Editorial 5/2019: Der Balkan – ein tolles Motorradrevier

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Schon als wir uns auf der Suche nach einem knackigen Begriff, der den Inhalt dieser für uns ganz besonderen Ausgabe wiedergibt, auf „Balkan“ einigten, war mir klar: Das gibt Ärger. Bevor nun jemand den Zeigefinger erhebt und uns über die Definition des Wortes aufklären möchte: Der Großteil der Reisen, die in dieser Ausgabe beschrieben sind, verläuft tatsächlich in und durch Länder, die zur sogenannten Balkan-Halbinsel gehören.

Was im Osten an die Adria grenzt, aber auch Griechenland oder Bulgarien, wurde historisch betrachtet stets zum Balkan gezählt. Politisch gesehen sind auch viele der einst unter österreichischem Einfluss stehenden Gebiete Teil dieses Konstrukts. Und uns ist der Begriff allemal lieber als ein doch eher sperriges „Südosteuropa“.

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Leider ist Balkan im deutschen Sprachraum auch zum Schimpfwort verkommen. Gerne werden damit Korruption, Rückständigkeit, Chaos und Krimina­lität beschrieben. Wir sollten uns was schämen.

Auf allen unseren Reisen durch diesen für Motorradfahrer so unglaublich schönen Teil Europas haben wir überbordende Gastfreundschaft, eine Herzenswärme und vor allem eine Hilfsbereitschaft angetroffen, die in unseren Breiten weitgehend verloren gegangen sind. Und wir sind nicht allein: Unsere Autoren berichten zuhauf von solchen Erlebnissen, Leserinnen und Leser, die nicht zuletzt durch die Berichte in ALPENTOURER auf den Geschmack gekommen sind, ebenfalls. Als Fazit steht fast immer: je ärmer das Land, desto herzlicher die Leute.

Daran könnten wir uns durchaus ein Beispiel nehmen. Wann habt ihr zuletzt einem Fremden, der in eurer Nachbarschaft etwas verloren am Wegesrand stand, Hilfe angeboten? Oder ein Gespräch gesucht? Oder ihn gar zum Essen ins eigene Heim geladen? Alles ganz alltägliche Erfahrungen, die wir und viele mit uns auf dem ach so schlimmen Balkan gemacht haben. Probleme mit dem Motorrad? Es gibt scheinbar immer einen, der einen kennt, der helfen kann – und das auch tut. Gerne, oft sogar unentgeltlich.

Sicherheit ist auch so ein Thema. Es scheint, als säße das Vorurteil hartnäckig fest, Material und Maschine würden auf dem Balkan schneller abhanden kommen, als man gucken kann. Nun, uns ist noch nie so etwas widerfahren. Im Gegenteil: Balkan-Reisende kommen häufig mit dem Gefühl zurück, es sei dort sicherer als etwa in Berlin. Geht uns auch so.

Lasst euch also von dieser Schwerpunkt-Ausgabe inspirieren. Ein Abenteuer der ganz unerwarteten Art wird der Lohn für den Mut sein, den Balkan zu bereisen. Okay: Die Slowakei mag nicht klassisch zum Balkan gehören. Und der ungarische Staatschef würde uns wahrscheinlich ausweisen wollen, würden wir sein Land dazuzählen. Fakt ist: Für uns beschreibt Balkan vor allem eine Mentalität, die uns sehr entgegenkommt. Und solange sich daran nichts ändert, wird dieser Balkan auch weiterhin eines unserer bevorzugten Reviere bleiben.

Schließt euch uns gerne an.

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