Der Tiroler Kaiserwinkel ist mit seiner Infrastruktur ein perfekter Standort, um von ihm aus etwa die Großglockner Hochalpenstraße, Gerlospass, Achenpass oder die Zillertaler Höhenstraße mit dem Motorrad anzusteuern. Wer aber nicht unbedingt jeden Tag im Sattel sitzen möchte, kann in dieser an Bayern grenzenden Region auch der Wanderleidenschaft frönen. Seit Neuestem auf dem acht Kilometer langen Schmugglerweg, der auf der alten Trasse eines Samerwegs basiert.
Bizarre Felswände an der Großache
Initiiert wurde das von der EU geförderte Projekt schon vor einigen Jahren. Ab 2015 wurde die Gebirgsschlucht Klobenstein entlang der Entenlochklamm zwischen den Grenzorten Kössen in Tirol und Schleching in Bayerns Chiemgauer Alpenvorland von den beteiligten Tourismusverbänden professionell erschlossen. Dem Gebiet, das von bizarren Felswänden und dem rauschenden, türkisfarbenen Wasser des Flusses Großache geprägt wird, wurden mehrere Aussichtsplattformen und zwei mächtige Hängebrücken spendiert.
Der alpine Canyon war bereits vor fast 2.000 Jahren ein wichtiger Nord-Süd-Handelsweg. Damals waren die Kelten unterwegs und transportierten Waren aus fernen Regionen. Noch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der berüchtigte Weg von Säumern und Schmugglern genutzt, die neben Alkohol und Zigaretten auch Kaffee, Rum und sogar Käselaibe abseits des Gesetzes von einer Region zur anderen verfrachteten.
Gespaltener Felsen
Namensgeber der Schlucht ist der Klobenstein, ein etwa zehn Meter hoher gespaltener (tirolerisch: geklobener) Felsen, der während der Wanderung automatisch angesteuert wird. Er befindet sich noch auf österreichischem Territorium und direkt neben der aus zwei miteinander verbundenen Kapellen bestehenden Wallfahrtskirche Maria Klobenstein. Der Legende nach wurde hier einst eine Frau vor dem Tode bewahrt, da sich eben jener Felsen vor ihr spaltete.
Wer heute hindurch geht, kann wahlweise seine Fruchtbarkeit steigern oder senken, je nachdem, ob er die Felswände mit den Händen berührt oder nicht. Zudem darf aus einem Brunnen an der Marienkirche als heilig geltendes Quellwasser entnommen werden.
Ihr interessiert euch für dieses Phänomen, die ganze Wanderung ist euch aber zu mühsam? Dann steuert alternativ mit dem Motorrad den Parkplatz auf der B307 an (GPS 47.68982, 12.39566). Von dort führt ein kurzer Fußweg zur Wallfahrtskirche und zur einstigen, darunter liegenden Einsiedelei, die heute ein Gasthaus mit Biergarten – inklusive Panoramablick auf den Schmugglerweg – bietet.