Auf der EICMA in Mailand legen die europäischen Motorradhersteller erneut einen starken Auftritt hin. Allerdings sind auch hier die Angebote an Touren eher rar gesät. Für 2014 stehen die Zeichen bei den meisten Produzenten eher auf sportliches Muskelspiel. Ein paar Neuheiten lohnen dennoch einen genauen Blick – vor allem aus italienischer Produktion.
DUCATI sonnt sich derzeit im Erfolg
Auch das Jahr 2013 scheint von den Zahlen her auf Niveau des Rekordvorjahres zu liegen. Alles richtig gemacht? Könnte man meinen, denn mit der Erweiterung der Produktpalette auf alltags- und damit tourentaugliche Modelle kam auch der Verkaufserfolg nach Bologna. Fürs kommende Jahr möchte man da gerne noch einmal nachlegen. Und so steht neben supersportlichen Sondermodellen vor allem die Monster 1200 im Mittelpunkt des Interesses, die für Ducati eine neue Ära einläutet. Der bereits aus Multistrada und Diavel bekannte, wassergekühlte Testastretta 11°-Motor verrichtet nun auch in der Monster-Baureihe seinen Dienst. Hier lässt er 135 PS auf die Straße los. Ansonsten erfreut sich das Auge an einem Stahlrohrrahmen, einem Solistenheck und vielen technischen Schmankerln an dem unverkleideten Puristen-Modell. Und im Zubehör sollen schon Packtaschen und weiteres Tourenzubehör gesichtet worden sein…
BMW rüstet die RT auf
Bei BMW lässt man sich auch nicht lumpen. Nachdem die R1200GS Adventure bereits vor der Messe das Licht vor allem der medialen Welt erblickt (so auch in ALPENTOURER 6/2013), lüfteten die Bayern jetzt den Schleier über der endgültigen Version der R1200RT. In ihr schlägt nun auch das wassergekühlte Boxerherz mit den gleichen Leistungsdaten wie in der GS – nur anders abgestimmt. 16.990 Euro ruft BMW für die Basisversion auf, die serienmäßig bereits über die automatische Stabilitätskontrolle ASC und zwei Fahrmodi – Road und Rain – verfügt. Weitere Modi gibt es gegen Aufpreis – ebenso wie ein semiaktives Fahrwerk. Der Aufblick auf die R1200RT offenbart eine schlanke Wespentaille, die zusammen mit einer niedrigen Sitzhöhe kleineren Fahrern entgegenkommt. Über den analogen Instrumenten für Drehzahl und Geschwindigkeit sitzt jetzt ein multifunktionales Farbdisplay – als Vorbote fest eingebauter Navigation.
Nackt können die Bayern aber auch. Neben der großen Monster ist die BMW S1000R die wohl spannendste Neuheit in diesem Segment. Ihre Abstammung vom Supersportler RR kann und will sie gar nicht leugnen. Doch gaben ihr die Ingenieure ein paar Gene mit auf den Weg, die dieses Modell auch für unser Segment interessant machen. Sie soll nämlich Druck in allen Lebenslagen haben, stets gute zehn Newtonmeter mehr als die Sportlerin. 160 PS leistet sie außerdem. Ausgestattet mit Race-ABS und Traktionskontrolle sowie zwei Fahrmodi ist sie ein Leckerbissen für sportliche Reisende. Und das zu einem für BMW-Verhältnisse geradezu sensationellen Preis von 12.800 Euro! Außerdem hat BMW ihr die schönste aller Tourerfarben verpasst: Rot!
KTM und TRIUMPH setzen auf Konstanz
Bei KTM legt man sich ebenfalls sehr sportlich ins Zeug mit der neuen Superduke und ein paar verkleideten Sportlern. Einzige Neuheit für Tourer ist das jetzt in der 1190 Adventure verbaute Kurven-ABS von Bosch. Bei Triumph widmet man sich einer breiten Vielzahl an Sondermodellen bestehender Baureihen. Auch die 800XC kommt in einer speziellen Auflage für die neue Saison. Neue Tourer gibt es aber nicht.
MV AGUSTA zündet eine Touren-Rakete
Dafür zündet mit MV Agusta ein bisher ganz unverdächtiges Unternehmen eine Touren-Rakete! Die Turismo Veloce Lusso 800 hat das Zeug zu einem echten Renner. Sie ist in ihren Linien eine italienische Schönheit, befeuert vom bereits aus der F3 bekannten 800er-Dreizylinder. Der verspricht mächtig Dampf bei hoher Laufruhe, ein Konzept, das schon bei den Triumph-Triples aufgeht. 125 PS leistet der Motor, 84 Newtonmeter Drehmoment stehen zur Verfügung. Das Kampfgewicht dürfte bei knapp über 220 Kg liegen, trocken sind es 207. Der Tank fast 20 Liter.
Die Erscheinung ist gedrungen, ähnlich der Hyperstrada von Ducati, aufrechte Sitzposition inklusive. Die serienmäßigen Koffer schmiegen sich eng an das hübsche Heck in dem wie auch an der Frontgabel, ein semiaktives Fahrwerk von Sachs für besten Bodenkontakt sorgen soll. Eine ansehnliche Einarmschwinge sorgt linkerhand für die Radführung, rechts entlassen drei extrem kurze Endkanäle die Abgase in die Umwelt. Einzig die Sitzhöhe von stattlichen 870 Millimetern dürfte bei manchem Interessenten Probleme aufwerfen. Über den Preis und die Verfügbarkeit der von einem farbigen LCD-Cockpit gekrönten Diva wurde in Mailand noch nichts bekannt. Die Lusso kommt auf jedem Fall schon mit integrierter Navigation, was ein Trend im Tourensegment zu sein scheint. Adieu externe Zusatzgeräte, hallo integrierte Systeme. Schöne neue Digitalwelten kommen da auf uns zu…
Was die Japaner in Mailand in Sachen Tourer vorgestellt haben, findet Ihr hier…